Labsal für die Ohren

Labsal für die Ohren

Das Pfalztheater Kaiserslautern profiliert sich bundesweit mit der "Ausgrabung" rarer Opern aus den 1920er Jahren.

Mit Korngolds "Wunder der Heliane" klopfen die Lauterer an die Pforten der ersten Opernliga.

Das Pfalztheater Kaiserslautern profiliert sich bundesweit mit der "Ausgrabung" rarer Opern aus den 1920er Jahren. Mit Korngolds "Wunder der Heliane" klopfen die Lauterer an die Pforten der ersten Opernliga.

Kaiserslautern. (DiL) Der Wiener Erich Wolfgang Korngold war der letzte große Melodiker der Oper.

Und hätten die Nazis die Werke des aus einer jüdischen Familie stammenden Komponisten nicht geächtet,

wäre er heute wohl ähnlich populär wie Puccini oder Strauss.

Das zeigt eindrucksvoll die Oper "Das Wunder der Heliane", deren sich das Pfalztheater Kaiserslautern angenommen hat.

83 Jahre nach der Uraufführung und 22 Jahre nach einem ersten Wiederbelebungsversuch bietet sie eine Fülle von packender,

faszinierender, effektvoller und vor allem schlicht schöner Musik.Kein Wunder, dass Korngold nach seiner Emigration in

Hollywood als Filmkomponist Karriere machte.

Inhaltlich ist das Stück eine ziemliche Schmonzette. Es geht um einen Fremdling, der in einer Diktatur Aufruhr stiftet und dabei das Herz

der Frau des Herrschers gewinnt. Beide lieben sich, werden zum Tode verurteilt, er entleibt sich, sie holt ihn ins Leben zurück,

am Ende entschwinden sie in die Ewigkeit, und der böse Diktator verzweifelt.

Da wabert reichlich verbaler Kitsch, dem Regisseur Johannes Reitmeier und Ausstatter Daniel Dvorak ein raues, herbes Ambiente

und ein paar Fragezeichen entgegensetzen. Eine Maschinenhalle, mit Arbeitermassen im Einheitslook, die die Fassade abgeben für

expressionistisch übersteigerte Figuren: Das atmet den Geist der Entstehungszeit, bricht die pseudo-religiöse Überhöhung und lässt

den Zeitgeist à la "Metropolis" ahnen - mehr ist szenisch wohl auch nicht drin.

Musikalisch aber lässt der Abend es krachen, mit einem Orchester, das in den Vorspielen und Übergängen pure Labsal für die Ohren

bereitet und den Zuschauer in Korngolds Klangwelten hineinsaugt. (Dirigent: Uwe Sandner). Zwei stimmlich und darstellerisch herausragende

Solistinnen drücken der Aufführung den Stempel auf: Sally du Randt als Heliane (sie sang einst bei den ersten Trierer Antikenfestspielen 1998)

und Silvia Hablowetz als kahlköpfige Botin. Derrick Lawrence gibt einen souveränen Herrscher, Norbert Schmittberg bewältigt die

mordsmäßig schwere Rolle des Fremdlings respektabel, wenn auch mit einigem Kampf.

Das enthusiastische Publikum mochte auch nach über drei Stunden in einer normalen Mittwochabend-Vorstellung nicht mit dem Klatschen aufhören.

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