Ein Fest für Augen und Ohren

Von: Petra Rödler

Pfalztheater-Premiere von Carmina burana / Astutuli

Viermal musste der Vorhang zum Applaus gestern Abend wieder aufgehen. Das Publikum war begeistert vom Ballett und der Musik "Carmina burana" und spendete minutenlangen Beifall für die Akteure auf der Bühne.

Ballettdirektor Stefano Giannetti hat eine getanzte Version mit szenischer Einbeziehung der Gesangssolisten für die Bühne erarbeitet - und mit auf der Bühne ist das komplette Pfalztheaterorchester, dirigiert von Roger Bogasch, und der Chor. Bis auf den Tisch, an dem die Fürsten sitzen, gibt es kein Bühnenbild. "Einfach und direkt soll die Aufführung sein", so der Ballettchef - und so sind auch seine Tänzerinnen und Tänzer ganz einfach nur in weiße Trikots gekleidet. Umso beeindruckender das, was man dann sieht und hört. Das Ballettensemble zeigte eine atemberaubende Leistung mit klassischen, modernen und zum Teil auch artistischen Bewegungen - und dies, obwohl sie noch am Nachmittag den Ausfall einer Ballerina kompensieren und umstellen mussten. Respekt, was das Ensemble dann am Abend zeigte. Eine wundervolle Idee, die realen Fürsten und damit die Gesangssolisten (Susanne Pemmerl, Peter Floch und Daniel Böhm, der ebenfalls trotz schwerer Erkrankung die Premiere ermöglichte) mit ihren Wünschen und Sehnsüchten als tanzende Schatten (Flavia Samper, Chris Kobusch und Riccardo Marchiori) agieren zu lassen.„Carmina Burana“ ist wohl das bekannteste Werk von Orff - so auf die Bühne gebracht, kann man die rhythmische Musik mit ganz anderen Augen sehen.

Da die "Carmina" nur rund eine Stunde dauert, wird das Stück meist in Kombination mit einem anderen Orff-Stück aufgeführt. So auch in Kaiserslautern. Johannes Reitmeier hat dafür eine selten aufgeführte „bairische Komödie“ ausgewählt. "Astutuli" handelt von „ziemlich Schlauen, die sich für besonders klug halten“ und von einem Gaukler so an der Nase herum geführt werden, dass sie am Ende alle in Unterwäsche auf der Bühne stehen, um das „kokanische Gewand“ anzuprobieren...  Das Stück wird nur von einem kleinen Orchester begleitet, Chor und Solisten sprechen rhythmisch. Trotz der pfälzischen Untertitelung ist es manchmal nur schwer zu verstehen, für manchen Zuschauer ist das ganze Stück zu grotesk, aber als kurzweiliger Spaß vor dem "Hauptgang" serviert, durchaus eine genießbare "Vorspeise". Dafür sorgt so manch überraschender Akteur, der sonst nur hinter der Bühne agiert, darunter Schauspiel-Talent Thomas Dörfler oder Johannes Reitmeier selbst. Mit dabei ist auch der Vorsitzende der Freunde des Pfalztheaters, Michael Krauss, der zum ersten Mal auf der Bühne stand, seine Sache aber bravourös meisterte und dem gesamten Team auf der Premierenfeier eine Brotzeit mit Leberkäs spendierte.

 

 

 

Österreichischer Musiktheaterpreis 2023 für "Die Passagierin" am Tiroler Landestheater!